these boots are made for wading – Teil X: Die Seebestattung
Zuletzt aktualisiert am 5. Dezember 2011 von DarkISI
Es hätte der schönste Tag der Marineinfanterie sein können. Córdobas Stern strahlte hell und warm aus einem wolkenlosen Himmel. Die See war ruhig und friedlich. Dieses Meer, das für jeden Seefahrer Freund und Feind zugleich war. Diese See, der heute vertrauensvoll der erste tote Marineinfanterist anvertraut wurde.
Alle Rekruten hatten am Vortag und damit einen Tag nach dem verhängnisvollen Abschlussmanöver ihre Ausgehuniformen erhalten und trugen diese nun. Schwarze Hosen mit goldenen Streifen. Golden leuchteten auch die Knöpfe ihrer dunkelblauen Jacken und das Emblem auf ihren Schirmmützen. Die schwarzen Lederstiefel strahlten auf Hochglanz.
Auch waren alle Rekruten, die nicht schon zuvor in einen höheren Rang versetzt worden waren, mit dem Abschluss ihrer Ausbildung befördert worden und trugen ihre neuen Dienstgradabzeichen. Hinter ihnen standen alle Matrosen der Schiffe, die nicht an anderer Stelle benötigt wurden. Und sie alle salutierten zur See hinaus, den Blick starr zum Horizont gerichtet. Die Hoheitszeichen wehten auf Halbmast und drückten auch so die Trauer über den Verlust aus. Der erste Verlust der Marineinfanterie. Nicht verursacht durch den Feind sondern durch ein trauriges Unglück.
Nach dem Comandante hatte noch ein Militärpriester seinen Segen ausgesprochen und dem Toten eine gute Reise ins Jenseits gewünscht. So war es Sitte für die Christen unter den Seefahrern des Königreichs. Für einen Juden hätten sie erst einen Rabbi einfliegen lassen müssen. Muslime wurden nicht in die Streitkräfte aufgenommen und Atheisten gab es so gut wie keine. Für sie sprachen meist die Kapitäne der Schiffe Worte des Gedenkens.
Mit dem letzten Wort des Priesters glitt der Leichensack über Bord. Für einen kurzen Moment war dieser noch unter der Wasseroberfläche zu erkennen ehe er für immer in der Tiefe versank. Auf ein Kommando lösten die Marineinfanteristen und Matrosen ihren Salut. Nach einer weiteren Schweigeminute erfolgte auch das Kommando zum Wegtreten. Die Marineinfanteristen waren für den Rest des Tages vom Dienst freigestellt, die Matrosen verfielen zurück in ihren Schichtplan.
Den meisten war jedoch nicht danach zu Mute, nur trauernd in ihren Kabinen zu sitzen. Sie waren auf Aktionismus gedrillt, darauf, in einer schlechten Situation zu handeln und nicht untätig zu bleiben. Es würde daher nicht gut für ihre Moral und die Stimmung an Bord sein, wenn man sie zu lange unbeschäftigt ließe. Sie alle wären sofort bereit dazu, jemanden in der Luft zu zerreißen, wenn es nur einen Schuldigen für diesen Todesfall gegeben hätte. Es war daher auch weniger die Trauer als die Ohnmacht, nichts tun zu können, die den Marineinfanteristen zu schaffen machte.
Bald würden sie sich einen echten Krieg herbeisehnen oder, schlimmer noch, Streit unter Kameraden oder der Schiffsbesatzung suchen. Irgendein Ventil, an dem sie ihre Wut ablassen konnten.
Andere dagegen würden sich in sich selbst zurückziehen und zu viele Gedanken um das Manöver kreisen lassen. Und auch dies waren traurige Gedankengänge. Von Beginn an war es schlecht gelaufen. Das Bombardement der Flotte war weit weniger erfolgreich gewesen als erwartet. 21 Landungsboote mit jeweils einem Zug an Bord waren aufgebrochen. Fünf waren von simuliertem Abwehrfeuer ausgeschaltet worden, ein sechstes kenterte unter noch nicht völlig geklärten Umständen. Und das hatte ihre Truppenstärke schon vor der Landung deutlich reduziert.
Am Strand waren sie schließlich vollends ins Stocken geraten. Einige Landungsboote hatten unterwegs zu viel Wasser aufgenommen und waren schon weit vor der Wasserlinie auf Grund gelaufen. Die Rekruten hatten viel zu weit waten oder sogar schwimmen müssen und ihre Gewehre trotz der Versiegelung Wasser geschluckt bis sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Manche Landungsboote waren direkt auf die Stellungen der Verteidiger zugesteuert und hatten den MG-Schützen hervorragende Zielscheiben geliefert.
Nur ein Bunker und zwei MG-Nester waren von den Marineinfanteristen geräumt worden, danach trieben die Brigadisten sie zurück ins Meer. Ein vollständiges Desaster, gekrönt von einem Todesfall.