Kurzgeschichten

Im Schatten des Krieges – Teil II.

Zuletzt aktualisiert am 23. September 2011 von DarkISI

Lucas Cunningham

Im Schatten des Krieges

Teil II

Landungsschiff General Jeffrey Marik

Im Anflug auf San Martin

Die Sprungschiffe der Flottille, welche die Söldnertruppe Freicorps Garibaldi transportierte, war kaum im San Martin System angekommen, da hatten die Landungsschiffe abgedockt und in Richtung des einzigen bewohnbaren Planeten beschleunigt.

An Bord des Flaggschiffes, einem Mechtransporter der Overlord-Klasse, stand Colonel Alessandro Garibaldi auf der beengten Brücke.

Neben ihm stand ein Offizier der Flotte der Liga Freier Welten, der Captain der General Jeffrey Marik.

“Vier Tage, vier lange Tage, die unsere Feinde Zeit haben sich vorzubereiten.” Garibaldi fuhr sich über das glatt rasierte Gesicht. “Ich hasse diese Warterei. Schon seit meinen ersten Tagen als junger Leftenant.”

Der Captain seufzte: “Immer die selbe Leier, die man von Euch Mechkriegern zu hören bekommt. Wenn es nach Euch gehen würde, würden die Sprungschiffe nur noch von Piratensprungpunkt zu Piratensprungpunkt unterwegs sein.”

Der Söldnercolonel nickte: “Ja, das wäre mir bei Angriffsmissionen tatsächlich lieber. Es macht für den Verteidiger halt schon ein großer Unterschied, ob er sich vier oder einen Tag vorbereiten kann.”

“Das mag wohl sein Colonel, aber ich möchte gar nicht wissen, wie viele Überraschungsangriffe nicht statt gefunden haben, weil die Sprungschiffe den Eintritt in den Normalraum nicht überlebt haben, weil die Berechnungen für den Piratensprungpunkt nicht korrekt waren.”

Garibaldi nickte: “Da haben Sie wohl recht Captain. Wenn Ihr Signaloffizier mir die bald eingehenden Statusmeldungen meiner Einheit, sowie die Nachrichten meiner Voraustruppe auf das Terminal in meiner Kabine überspielen würde, sobald diese eintreffen.”

“Selbstverständlich Colonel.”

Es folgten vier anstrengende Tage. Vor allem die technische Abteilung des Regimentes war gut beschäftigt.

Die auf dem Flug zum Sprungpunkt von New Queens getroffenen Vorbereitungen für den Kampfabwurf der Mechs wurden jetzt nochmals überprüft und wenn nötig korrigiert.

Dazu kam noch ein letztmaliger System- und Waffencheck der Kampfmaschinen.

Dabei wurden die Techniker nach Kräften von den Mechkriegern unterstützt, welche sich damit hauptsächlich die Wartezeit verkürzen wollten.

Hinzu kamen die Einsatzbesprechungen auf den einzelnen Schiffen.

Während bei vielen Soldaten wie Offizieren, erfahrenen wie unerfahrenen, die Spannung anstieg und Nervosität aufkam, trat bei Felix Steuben das ein, was im zweiten Bataillion der Steuben-Effekt genannt wurde.

Der Major wurde um einiges umgänglicher und ihn umgab eine Aura gelassener Ruhe.

Selbst Captain Steele bekam in der Zeit den Einblick, warum seine Truppe geschlossen hinter dem Bataillionschef stand und keiner der Captains, die unter Steuben dienten ihn nicht schon vor Jahren zum Positionstest herausgefordert hatten.

In ihrer Kompanie ging der Witz um, man müsse jemanden anheuern, der regelmäßig auf Steuben schießen würde, damit er auch zwischen den Kampfhandlungen so pflegeleicht wäre.

Vor einigen Jahren hätte die Clanerin keinem Soldaten unter ihrem Kommando erlaubt so über einen Vorgesetzten zu sprechen. Doch die Zeit beim Freicorps und vor allem unter dem Kommando von Felix Steuben hatte sie verändert.

Und eigentlich befand sie, war das im Grunde eine sehr gute Idee. Der Major wäre immer kooperativ und auch immer im Training.

Diese geschäftige Monotonie wurde nur drei mal für Einsatzbesprechungen unterbrochen, als die Vorauscrew neue Einsatzdaten und nachrichtendienstliche Erkenntnisse übermittelte.

Landungsschiff Hamilton

Im Orbit von San Martin

“Alle Mann klar zum Gefechtsabwurf! Alle Mann auf Stationen!” Gellte es aus den Lautsprechern, als die meisten Mechkrieger des zweiten Bataillions schon in ihren Maschinen saßen.

“Hustler sechs an alle Hustler-Führer Kommunikationscheck.” Steuben überprüfte gerade noch einmal seine Sicherungsgurte.

“Hustler eins-sechs, Kommunikation klar.” Steels Stimme war ganz geschäftsmäßig.

“Zwo-sechs, alles im grünen bereich.”

Als letzter meldete sich der Kompanieführer Foxtrott: “Hustler drei-sechs, klar.”

“Alle Hustlereinheiten klar.” Bestätigte George McKenzie, sein XO, die Meldungen und gab Steuben zu verstehen, dass seine Befehlslanze ebenfalls bereit war.

“Tja, dann Herschafften, in fünfzehn Minuten ist es soweit.”

Eine klägliche viertel Stunde verwandelte sich in eine Ewigkeit. Zog sich wie ein Kaugummi in die Länge.

Steuben atmete tief durch. Das erste und dritte Bataillion würden fünf Minuten vor Steubens zwoten mit dem Absetzen beginnen. Und wie der Major würde Colonel Garibaldi als erster über Bord gehen. Eine Tradition des Freicorps: Der Kommandant springt zuerst.

Der Lautsprecher im Cockpit des Mechs, von dem aus der Major sein Bataillion befehligte erwachte zum Leben: “Die General Marik beginnt mit dem Gefechtsabwurf.”

Steuben quittierte die Meldung des Captains der Hamilton mit einem Grunzen.

Wieder breitete sich Stille aus, bis der Countdown begann.

Dann wurde der achtzig Tonnen schwere Angriffsmech wie eine Kanonenkugel aus dem Landungsschiff geschleudert.

Der Gefechtsabwurf war eines der gefährlichsten Manöver das man mit Battlemechs ausführen konnte.

Dafür werden die Mechs in einem Kokon eingepackt und in der oberen Atmosphäre abgeworfen. In Höhe von dreißigtausend Metern wurde der Kokon dann abgesprengt. Daraufhin lässt man den Mech einfach fallen, bis man zwischen fünf- und zehntausend Metern den Fallschirm öffnet.

Diesen wirft man auf dreihundert Meter ab und zündet die Sprungdüsen oder wenn der Mech über keine verfügt einen speziell für den Gefechtsabwurf entwickelten Einwegtornister.

Federnd landete Steuben seine achtzig Tonnen schwere Kriegsmaschine. Über hundert Übungssprünge, davon die meisten simuliert und siebzehn reale Gefechtsabwürfe ließen die Handlungen fast wie Routine ablaufen.

Aufprall, anders konnte man die Landung eines Battlemechs nicht nennen, auch wenn diese so sanft wie bei einem Vogel vonstatten ging, drei Schritte gehen, Sprungtornister abwerfen und sich dann etwa fünfhundert Meter von der Landezone entfernen. Nach Möglichkeit in ein Gebüsch parken.

Daraufhin folgt die Koordination der eigenen Truppe.

Schritt eins: Erfassung der eigenen Position. Der Major fand sich selbst relativ nahe des Landezentrums wieder. Auf seinen Anzeigen spiegelte sich ein zufriedenes Zähne fletschen. Schritt zwei: Anpeilung der eigenen Truppen. Das zweite Bataillion war über knapp drei Quadratkilometer verstreut. Ein paar Angehörige der Foxtrott Kompanie hatte es etwas weit nach Süden abgetrieben, das stellte aber kein grundlegendes Problem da, da Foxtrott die Reserve bildete.

Steuben öffnete den Bataillionskanal: “Hustler sechs an alle Hustler-Führer: Status.!”

“Hustler Eins-sechs, alle Einheiten klar.” Meldete Steele in rekordverdächtiger Zeit.

“Hustler Drei-sechs, ebenfalls klar, zwei Mann nasse Füße.” Foxtrott meldete seine Leute die außerhalb der LZ runter gekommen waren, jedoch alle Einheiten unbeschädigt.

“Hustler Zwo-sechs, Hustler Zwo-zwo-drei, hat schwere Schäden an den Sprungdüsen, ansonsten alles klar.”

Der Bataillionsführer bis die Zähne zusammen: “Hustler Zwo-zwo-drei, noch operationsfähig?”

“Roger sechs, ist noch einsatzbereit.”

“In Ordnung, alle Hustler-Einheiten, Formation bilden, in zwei Minuten rücken wir aus.” Steuben wechselte auf den Regimentskanal und meldete Colonel Garibaldi den Status seines Bataillions.

Der Kommandeur bestätigte knapp. Keine Befehle, keine Kommentare. Garibladi mischte sich nicht in die Führung der einzelnen Bataillione ein, solange alles nach Plan verlief. Die Meldung war reiner einstudierter Kommunikationsfluss, so das der Colonel wusste, wie es um die Mission stand.

Reine Routine, Steuben grinste, das Regiment funktionierte wie eine gut geölte Maschine.

Kurz nachdem sich die Truppe in ihre geplante Dreiecksformation begeben hatte, rückte es aus.

Das Dreieck mit drei von einander getrennt marschierenden Schenkeln gab der vierzig Mech starken Truppe die nötige Flexibilität.

Schnell konnte eine Rundum-definitiv-Stellung bezogen werden.

In der Vorwärtsbewegung konnten die einzelnen Kompanien schnell genug manövrieren dass innerhalb von hundertsiebzig Grad in weniger als einer Minute eine Gefechtslinie aus sechsunddreißig bis vierzig Maschinen entstehen konnte. Je nachdem in welche Richtung mit Delta, Echo oder Foxtrott im Zentrum.

Im Marsch waren die beiden vorderen Kompanien auf gleicher Höhe und etwa dreihundertfünfzig Meter von einander getrennt. Auf diesen dreihundertfünfzig Metern stand die Befehlslanze hundert Meter nach hinten versetzt und exakt hinter der Befehlslanze weitere hundert Meter versetzt die dritte Kompanie.

Eine Schwachstelle war der rückwärtige Raum. Sollte die Formation von hinten angegriffen werden, war eine Linienbildung erschwert. In diesem Fall würden die beiden führenden Kompanien drehen, während die folgenden Truppen so lange bei Höchstgeschwindigkeit weiter marschieren, bis sie aufgeschlossen hätte und dann ebenfalls wenden.

“Hustler sechs, hier Hustler Eins-drei-sechs, noch zwanzig Klicks bis zum Zielgebiet. Over.”

New Montenegro

San Martin

Der Beginn des Gefechtsabwurf war für die SOG des Freicorps das Zeichen zum Angriff.

Die Söldnertruppen, die San Martin im Namen der Konzerne verteidigten, hatten schon kurz nach der Ankunft des Freicorps im System mit den Verteidigungsvorbereitungen begonnen.

Doch kaum ein Schritt war unbeobachtet geblieben.

Artemis Costas, der sich bei der größten der Verteidigungstruppen eingeschleust hatte, hatte vom ersten Tag seiner Dienstzeit mit Sabotagevorbereitungen begonnen.

Als Colonel Garibaldi und die restlichen Truppen absprangen, explodierten auf dem Raumhafen, der gleichzeitig als Hauptquartier der Verteidiger diente, mehrere Kommunikationsknotenpunkte.

Kurz davor hatte Costas sich der Uniform von Harbin’s Ranger entledigt und seine eigentliche angezogen.

Während zwei der Scharfschützen des Vorauskommandos alles und jeden das Leben vermiesten, die sich auf dem Kasernengelände der Rangers zeigten, führte Costas ein drei Mann Team zum Tower des Raumhafens.

Wie bei vielen Anlagen, die vor dem ersten Nachfolgekrieg erbaut worden waren, war der Tower des Clearwater-Raumhafens ein Bunker und kein in der Landschaft stehender, leicht zu bombardierender Turm.

Gerrit Schweizer hielt eine Handgranate hoch und deutete auf die noch immer offen stehende Tür zum Kontrollraum.

Costas schüttelte den Kopf: “Möglichst wenig Schäden. Dies ist wie gesagt die Ausweichzentrale für die Rangers. Wenn wir ihn übernehmen und uns verschanzen, wird uns Colonel Harbin mit Sicherheit in die Hände laufen.”

Der jüngere Sergeant nickte und entsicherte seine Rorynex Maschinenpistole.

Ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden und dem dritten Mitglied des Angriffsteams und Schweizer stürzte durch die Tür.

Noch bevor Costas durch die Tür gesprungen war bellte Schweizers MP auf.

Der dritte Söldner streckte mit einem präzisen Feuerstoß den letzten Sicherheitsposten im Tower nieder.

Die Techniker hatten sich hingeworfen und kapitulierten.

Schnell wurden die gefangenen und die toten durchsucht und in das kleine Büro des Schichtleiters gesperrt, nachdem man dort sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten über den Jordan gehen ließ.

Nachdem Costas noch eine Sprengfalle installiert hatte gingen die drei Special-Forces-Soldaten in Deckung.

Lange brauchten sie nicht zu warten.

Amanda Harbin und ihr Stab hatten kurz nach dem Zusammenbruch der Kommunikation einen unterirdischen Gang betreten, der sie von ihrer Gefechtsleitzentrale zum Tower brachte.

Als oben auf dem Landefeld das Gefecht Mech gegen Mech begann betrat Harbin den Tower. Die altgediente Söldnerin blieb stehen, als würde ein sechster Sinn sie vor der Gefahr warnen.

“Falle!” Brüllte sie in dem Moment, in dem Costas mit seiner Selbstladeschrotflinte aus der Deckung hochkam.

Der Donnerhall von Costas Waffe ließ die Monitore des Towers erzittern.

Die beiden Schrotladungen verwandelten Harbins’ Oberkörper und Gesicht in eine undefinierbare, blutige Fleischmasse. Die Halsschlagader pumpte noch fast einen Liter Blut in die Luft, ehe die Leiche der Schwerkraft den nötigen Respekt zollte.

Der Stab der Rangers reagierte wie es Veteranen zustand und ging Waffen ziehend zu beiden Seiten der Tür in Stellung.

Gerrit Schweizer zündete die Sprengfalle.

Die Rangers, die den Schrapnellregen überlebten, vielen gezielten Feuerstößen der Freicorpsler zum Opfer.

Die Rangers zogen sich kämpfend vom Raumhafen zurück.

Sie standen der Big Red One unter Oberstleutnant Katarina von Schaar gegenüber. Die, wenn auch umstrittene, Elite des Freicops.

Hoch motiviert, bestens gedrillt und aggressiv geführt hatte das erste Bataillion gegen die, nach Harbins Ausfall, unkoordinierten Rangers keine Schwierigkeiten schnelle Erfolge zu erzielen.

Hinter dem Schirm aus Mech koordinierte Colonel Garibaldi die gesamte Aktion vom Cockpit seines Battlemasters aus.

Seine Priorität lag bei der Landung der nichtabwurffähigen Panzer und der Infanterie.

Von den drei Kompanien Rangers, die zu Beginn auf dem Raumhafen kämpften entkamen nur neun Mechs und das auch nur, weil Major Steven McCool vom dritten Mechbaitaillion des Freicorps sich nicht ernsthaft auf einen brutal geführten Stadtkampf einlassen wollte.

“Gambler sechs für Duce sechs, wir haben den Feindkontakt verloren. Acht bis elf überlebende konnten sich in die Stadt absetzen.” Meldete McCool niedergeschlagen. Das Gefecht zwischen den beiden Mechtruppen hatte keine zehn Minuten in Anspruch genommen.

“In Ordnung Gambler”, erwiderte Garibaldi. Der Colonel schaffte es spielend seinen Frust im Zaum zu halten. Er hatte McCool extra diesen Teil der Mission übertragen, weil er wusste, das dieser in Bezug auf Städte etwas zimperlich war.

Eine seiner größten Stärken war es, seine Untergebenen dort einzusetzen wo sie die besten Ergebnis brachten. McCool wollte geführt werden und würde nicht ohne weiteres in die Stadt einrücken.

Steuben oder von Schaar hätten die letzten Rangers zur Strecke gebracht, aber dabei weniger Rücksicht auf die Stadt genommen.

“Rücken Sie langsam vor Gambler und versuchen Sie sich mit Hustler zu vereinigen, der Palast dürfte recht energisch verteidigt werden. Das war gute Arbeit Gambler.”

“Danke Duce, Gambler rückt vor.”

Steuben traute seinen Augen kaum. Das zweite Bataillion war durch eine steinige Wüstenlandschaft marschiert und New Montenegro erschien wie eine Fatamorgana. Einer Oase gleich von einem Palmenwald umgeben.

“Hustler sechs, hier Hustler eins-sechs, meine Scouts zeichnen sechzig Signale plus. Hauptsächlich Panzer und viel Infanterie, keine Mechs.” Einen Augenblick wartete Steele, das der Major nach einer Bestätigung fragen würde, doch es kam nur eine knappe Bestätigung.

Wo waren die ständigen Erinnerungen an seinen Zweifeln an ihr hin?

“Hustler sechs für Hustler drei, aufschließen. Alle Hustlereinheiten, Angriffsformation bilden.” Steuben bewegte seinen eigenen Kampfkoloss in die erste Reihe. “Hustler sechs für Duce sechs, wir haben die Stadt und den Palast erreicht. Panzer und Infanterie haben sich in großer Zahl eingebunkert.”

“Verstanden Hustler sechs, Gambler ist auf dem Weg zu Ihnen, ETA fünfundvierzig Minuten.”

“Das ist zu lang Duce sechs, in der Zeit könnten die ihre Verteidigungsmaßnahmen ausbauen oder Verstärkungen heranführen. Ich werde angreifen.”

“Einen Augenblick mein Junge”, Garibaldi war zwar nicht viel älter als Steuben, gab sich aber sehr gelassen und ließ derartige Betitelungen einfließen um seine Offiziere sanft zur Geduld oder Ordnung zu mahnen, “wie ist die Lageeinschätzung?”

“Die Marties sind uns definitiv an Zahl überlegen, das Gelände ist ebenfalls eher zu ihren Gunsten, wenn unsere Geier oder die Artillerie in der Lage währen uns zu unterstützen täte ich mich nicht beklagen Duce.”

“Einen Augenblick Hustler sechs.”

Steuben saugte an seiner Unterlippe und sah sich noch mal die feindliche Positionierung auf dem Sekundärbildschirm an. Trotz der noch angenehmen Cockpittemperatur bekam er eine Gänsehaut. Er zitterte wie ein nervöses Rennpferd, kurz vor dem Startsignal.

Der Lautsprecher seines Neurohelms knackte: “Hustler sechs hier Hitman sechs, wir haben unsere Geschütze eben in Stellung gebracht, Duce meinte Sie könnten etwas Wumms gebrauchen.”

Der Major atmete tief durch, Gänsehaut und Zittern waren sofort verschwunden: “Roger Hitman sechs, ich lasse Ihnen gleich die Zieldaten übermitteln.”

Captain Darius König marschierte seine im Halbkreis aufgestellte Batterie ab. Die Unterschiedlichen Geschütze und Raketenwerfer waren um einen Kern aus vier Long-Tom-Artillerielafetten gebildet worden.

König selbst befehligte die Kompanie von seinem zum Raketenartilleriepanzer umgebauten Behemoth aus.

“Sir, Zielkoordinaten sind eingegangen.” Rief sein Funker über die wartenden Geschützrohre hinweg.

Ein kurzer Sprint brachte den Captain zu seinem liebevoll Alexander genannten hundert Tonnen Gefährt. Er nahm auf dem Kommandantenstuhl platz und setzte sich die Kopfhörer übers Barett hinweg auf.

“Hitman sechs für alle Hitmaneinheiten: Richtschießen! Ausrichtung Oscar zwo-null-neun! Entfernung einhundertzwanzig, Winkel fünfundsechzig. Feuer frei!”

Die zehn Artilleriefahrzeuge gaben je einen Schuss ab.

Hundertzwanzig Kilometer Östlich der Artilleriestellung auf dem Raumhafen stand Corporal Dwyne Jenkins in seiner Valkyrie als Vorausbeobachter von Steubens Bataillion den Artillerieeinschlägen am nächsten.

“Hier Hustler eins-drei-zwo für Hitman sechs, Sie sind etwa zehn Meter zu kurz. Mit weiteren zehn Metern erwischen Sie die erste Verteidigungslinie. Hustler sechs bittet um eine wandernde Granatenwand. Over.”

“Bestätigt Hustler eins-drei-zwo.” König wechselte wieder auf seinen Kompaniekanal. “Hitman sechs an alle Hitmaneinheiten: Wirkungsschießen. Beschießungsmuster Bravo. Ausrichtung Oscar zwo-null-neun! Entfernung einhundertdreißig. Winkel achtundsechzig. Zwei Grad ansteigend. Vier Schuss pro Werfer und Geschütz! Feuer frei!”

Steuben wartete den ersten Artillerieschlag nach dem Richtschießen ab. “New Capetown Ulanen: Zum Angriff!”

Unter dem Schutz der Artillerie gelang es den Ulanen auf eine für sie effektive Angriffsdistanz vorzurücken, ohne das einer der Verteidiger auf sie schoss.

Erst als das zwote Bataillion aus allen Rohren das Feuer eröffnete, schienen die Panzerbesatzungen der Garde des Marquis sich der wirklichen Bedrohung bewusst zu werden und eröffneten ihrerseits konzentriert das Feuer.

Da nach Napoleons Leitsatz nur Blitze mächtiger sind als Kanonen hat die Artillerie nicht nur die Linien der Verteidiger ausgedünnt, sondern denen auch einen Gutteil ihrer Moral genommen und diese geradewegs auf die angreifende Streitmacht übertragen.

Und auch hier hatte Napoleon eine interessante Theorie: Moral zu Mannschaftsstärke gibt einen Faktor von 3 zu 1.

Die Bahnen von PPK’s, Laser, Autokanonen und Raketen kreuzten sich in wildem Stakkato. Schnell fingen die Palmen und Büsche, die den Verteidigern eben noch als Deckung und Versteck gedient hatten, Feuer und brannten lichterloh.

Steuben führte das Bataillion in der Mitte der Formation. Er zog das Fadenkreuz über einen gegnerischen Patton, einen sechzig Tonnen schweren Kampfpanzer lyranischer Fabrikation. Als das Fadenkreuz golden aufleuchtete drückte er den Feuerknopf durch. Die volle Breitseite riss dem Panzer die Flanke auf.

Der Gardepanzer erwiderte das Feuer mit seiner Kaliber 10 Autokanone und LSR. Ein weiterer Panzer der Garde schloss sich dem Angriff auf Steubens Zeus an.

George McKenzie, Steubens Stellvertreter, kam seinem Kommandeur zur Hilfe und feuerte Raketen und Autokanone auf den Patton.

In einer donnernden Explosion wurde der Turm des Panzers abgerissen.

Die beiden Söldner wandten sich wie ein Mann der nächsten Bedrohung zu.

“Vorwärts Herrschaften, drauf und dran!” Brüllte Steuben ins Mikrophon und feuerte eine weitere Breitseite auf den nächstbesten Feindpanzer ab.

Innerhalb von Sekunden kletterte die Hitzeskala in den gelben Bereich.

Die zehn doppelten Wärmetauscher reichten nicht aus, um die Masse an Waffen, die der modifizierte Sturmmech trug auszugleichen.

Das sich auf dem Rasen und dem Palmenhain weiter ausbreitende Feuer war zwar für die angreifenden Battlemechs des Freicorps nicht ideal, aber für die Gardeinfanterie geradezu verheerend.

Die meisten Gardisten welche die ersten Minuten des Kampfes überlebten, warfen ihre Waffen weg und Flüchteten.

Ebenfalls durch das Feuer in Bedrängnis und durch den Verlust der Infanterie weiter geschwächt zogen sich die Panzer in Richtung Haupthaus und Stallungen zurück.

“Linie konsolidieren und geschlossen nachsetzen!” Befahl Steuben und feuerte seine Raketen auf einen hinterherhinkenden, qualmenden Manticore.

Der Panzer fuhr weiter rückwärts und rammte einen Steinmauer, blieb in ihr stecken und rührte sich dann nicht mehr.

Das Bataillion marschierte weiter gegen das Hauptgebäude des Palastes vor.

“Ich empfange weitere Signale”, brüllte einer von Steubens Offiziere über die Komleitung.

Hinter den Stallungen zündeten mehrere Gardemechs ihre Sprungdüsen.

Die Panzer hatten ebenfalls wieder in den Vorwärtsgang geschaltet und gingen zum Gegenangriff über.

“Hustler sechs an alle: Gefechtslinie bilden und Stellung halten!” Links neben ihm bezog Steeles’ Pennetrator Position und eröffnete das Feuer auf einen feindlichen Hatchetman.

Dieser eine Axt tragende mittelschwere Mech überlebte den Sprung nicht, als weitere Angehörige der Ulanen das Feuer auf ihn konzentrierten.

Der Pilot hingegen zog es vor nicht mit seiner Maschine in den Tod zu gehen und zündete den Schleudersitz. Der gesamte Mechkopf erhob sich in den Himmel.

“Hustler sechs, hier Hustler zwo-sechs, das sind etwa zwei Kompanien, mit den dreißig Panzern, das könnte für uns zu hart werden.”

“Linie halten!” Gab Captain McKenzie für den Bataillionsführer zurück.

Dieser feuerte seine beiden schweren Laser auf einen altersschwachen Shadowhawk ab und schaltete auf die Regimentsfrequenz um: “Hustler sechs an Howler sechs, wir könnten jetzt etwas Unterstützung gebrauchen.”

Promt kam die entspannte Antwort: “Roger Hustler, wir sind gleich bei Ihnen.”

Die aus zwölf Luft-/Raumjägern bestehende Luftwaffe des Freicorps fiel förmlich aus dem Himmel und ließ Tod und Vernichtung auf die San Martinesische Garde herunterregnen.

Stallungen und Wirtschaftsgebäude gingen in Flammen auf. Wie durch ein Wunder jedoch wurde das eigentliche Palastgebäude nicht getroffen.

“Hustler sechs, hier Howler sechs, wir machen noch einen Überflug mit Bordwaffen!”

“Dann aber schnell Howler, in dreißig Sekunden sind wir im Infight.”

Erneut teilten die Jäger des Freicorps Zerstörung aus. Der einzige Luftabwehrmech der Garde ein altersschwacher Rifleman war schon dem ersten Angriff der Jäger zum Opfer gefallen.

“Vorwärts Männer! Sturmangriff!” Steuben setzte seinen Zeus in Bewegung.

Nur Sekunden später folgten ihm seine Soldaten.

Die erneut demoralisierten Gardisten versuchten zuerst sich kämpfend und geordnet zurückzuziehen,  doch schon bald verwandelte sich das Rückzugsmanöver in eine unkoordinierte Flucht.

Die Ulanen jagten die Garde noch bis zur Palastgrenze.

“Alles HALT!” Brüllte Steuben.

“Aber wir haben sie”, erwiderte Steele.

“HALT! Zwo-sechs: Verteidigungsring erstellen. Eins-sechs und drei-sechs: Sie setzen den Gardisten nach, lassen Sie sie nicht zur Ruhe kommen oder sich neu organisieren, erzwingen Sie aber keine Entscheidung.”

“Ja Sir.”

“Aye Sir!”

“Hustler zwo-sechs, umstellen Sie den Palast und sehen Sie zu, dass keiner das Gebäude verlässt.”

“Roger Hustler sechs.”

“Hustler sechs-eins”, sprach der Major seinen Stellvertreter an, “Setzen Sie sich mit Gambler in Verbindung, und koordinieren Sie mit ihm das Abfangmanöver auf die flüchtenden.”

“Zu Befehl Sir.” Kamen die Antworten und Steuben brachte seinen Mech noch mal in Position um den fliehenden Gardisten noch eine Salve hinterher zu schicken.

Diese war sogar von Erfolg gekrönt und ein feindlicher Stinger viel einbeinig zu Boden.

“Hustler sechs für Duce sechs, zwei meiner Kompanien verfolgen die flüchtenden Martis, ich glaube Gambler könnte sie abfangen.”

“Ich werde dafür sorgen, dass Gambler die Martis abfängt.” Antwortete Garibaldi. “Wie ist der Status des Palastes?”

“Den habe ich umstellen lassen, wir könnten jetzt etwas Infanterie gebrauchen. Ich möchte nicht unbedingt meine Mechkrieger in den Häuserkampf schicken.”

“Auch da sehe ich was ich tun kann Hustler, kann Ihnen da aber nichts versprechen, Duce sechs over.”

Steuben lehnte sich in seiner Pilotenliege zurück und grinste glücklich. Hoffentlich versaut es McCool nicht.

New Montenegro

San Martin

Alessandro Garibaldi betrat das Privatbüro des Marquis von New Montenegro. Ihm folgten Christian von Schaar, sein Stabschef und Major Roy O’Mally der Chef der Infanterie.

Die bereits anwesenden Offiziere des Freicorps drehten sich zu ihrem Kommandeur um.

“So Herrschaften, dann Berichten Sie doch mal.”

Der Colonel legte die Hände auf den Rücken und blickte in die Runde.

Steuben, der sich gemütlich auf dem Ledersessel hinter dem Schreibtisch flegelte, hob die Hand: “Wir konnten den Marquis festsetzen, als er sich aus dem Staub machen wollte. Er befindet sich derzeit unter Stubenarrest in seinen Gemächern.”

Garibaldi nickte: “Ausgezeichnet. Wir haben auch den Stellvertreter der Rangers festgesetzt, er befindet sich schon in Gewahrsam des Nachrichtendienstes zur Befragung. Laut eines weiteren Berichtes unserer SOG wurde Colonel Harbin im zweiten Kommandobunker erschossen. Was wissen wir über den Kommandeur der Garde?”

“Dessen Verblieb ist bisher ungeklärt.” Antwortete Steven McCool. “Es sind einzelne Gardemechs entkommen und die vielen Wracks konnten noch nicht durchsucht werden.”

“In Ordnung Ladies und Gentleman wollen wir uns doch mal mit dem Marquis reden. Tja, wenn Sie dann bitte herholen wollen Roy.”

“Aye Sir.”

O’Malley und zwei seiner Infanteristen führten einen schlaksigen Mann mittleren Alters in das Büro.

Marquis Ricardo Yu hatte das Haupt stolz erhoben und blieb vor Garibaldi stehen: “Colonel.”

Der Kommandant des Freicorps nickte höflich: “Mylord, ich bin Alessandro Garibaldi, Kommandeur des Freicorps Garibaldi, ich erkläre San Martin im Namen seiner Exzellenz Marquis Ramon Yu für erobert.”

“Das habe ich mir schon fast gedacht. Aber was passiert mit mir, ich meine Ihr Major mag ja ein Kretin sein”, er deutete auf Steuben, der seine klobigen Militärstiefel auf den edlen, handgefertigten Schreibtisch gelegt hatte, “aber er ist so schrecklich unbestechlich.”

Ein Grinsen antwortete ihm: “Tja, ich habe Hinsichtlich Ihrer Person keine Anweisungen.”

“Bestünde die Möglichkeit eines … ah … Lösegeldes für meine Person.” Yu legte die rechte Hand ans Kinn. “Ich meine, so ist es doch unter Söldnern üblich. Und ich persönlich möchte meinen Cousin nicht so gerne gegenübertreten, wenn Sie verstehen was ich meine.”

Der Söldnerkommandant nickte: “Natürlich, nur haben Sie überhaupt noch die Mittel um sich eine Freikarte leisten zu können?”

“Es gibt da ein Guthaben, bei einer lyranischen Bank, auf das ich zugreifen kann.” Der ehemalige planetare Herrscher verschränkte die Arme. “Ich bin sicher wir können uns da einigen.”

“Tja, ich werde mich gerne für Sie verwenden Mylord”, der Colonel ahmte Yu’s Pose nach, “aber vor allem brauche ich dann einen Goodwill-Vorschuss.”

“Aber gern.” Dem Marquis war das Zähne knirschen anzusehen.

Garibaldi wandte sich um: “Christian, würden Sie sich bitte um seine Lordschaft kümmern?”

Captain von Schaar trat vor und schlug vor Yu die Färsen zusammen und neigte leicht den Kopf. Gute alte lyranische Schule: “Sir, gehen wir doch nach nebenan.”

“Also Ladies und Gentlemen”, begann der Söldnerkommandant, “wir werden so schnell wie möglich eine offizielle Kapitulation arrangieren. In etwa fünf Tagen, wenn wir uns eingerichtet haben. Selbstverständlich werden wir einen Stützpunkt beim Raumhafen einrichten. Hauptquartier hier im Palast.

Auf jeden Fall nicht zu nah zusammen oder zu weit auseinander oder gar verzettelt.

Die übrig gebliebenen Söldnertruppen werden wir zur Kapitulation auffordern. Ich hoffe die überlebenden sind genug demoralisiert.”

“Ein paar Idioten gibt es immer”, meldete sich Major O’Malley zu Wort, “aus den Berichten der SOG geht hervor, dass Harbins Sohn unter den Kompaniechefs war. Und bei derartigen familiären Bindungen, könnten wir da einen starken Oppositionsführer haben.”

Garibaldi klatschte in die Hände: “Okay Roy, das heißt Leichenidentifizierung hat absolute Priorität. Ziehen Sie dafür auch die Sanitätstruppe zur Hilfe, soweit Möglich.”

“Aye Sir.” Der Infanteriekommandant wusste, dass er damit entlassen war.

“Lieutenant Colonel von Schaar wird den Stützpunkt am Raumhafen leiten. Ich werde mit Ihnen meine Herren”, er blickte Steuben und McCool an, “hier das Hauptquartier beziehen. Steven, Sie arbeiten mir einen Angriffsplan auf die Bergwerke aus, falls sich unsere Söldnerkollegen dafür entscheiden, ihren Herren etwas zu treu sind.”

Der Colonel legte die Hände wieder auf den Rücken: “Kommen wir zu den unangenehmen Dingen: Wie ist der Zustand Ihrer Bataillione? Felix!”

“Die Ulanen haben sieben Mechs verloren. Drei Mann sind gefallen, zwei Verletzt. Der Doc meint das Heinrich Pleus nie wieder einen Mech besteigen wird.”

Garibaldi nickte: “Verdammt, wie steht es um die Maschinen?”

“Zwei Totalverluste, aus dreien können wir noch das ein oder andere Bergen, zwei sind noch recht intakt und können sicherlich wieder Instand gesetzt werden.”

“Ansonsten?”

“Alle Maschinen sind Beschädigt, die meisten nur mittelschwere bis schwere Panzerschäden, bei einigen sieht es auch ernster aus.”

“Und wie steht es um Ihre Truppe Steven?” Garibaldi tigerte durch das Büro.

“Meine Marauders haben vier Mechs Verloren. Davon drei Maschinen Totalverlust, aus der vierten können wir wohl noch recht viel Bergen, aber eine Instandsetzung kommt wohl nicht in Frage. Zwei Mann sind tot, acht Verletzte. Hauptsächlich leichte Verwundungen. Wie bei den Ulanen haben alle Maschinen Panzerungsschäden. Bei neun Maschinen sieht es auch schlimmer aus, die Hälfte davon wird für mehrere Wochen in der Inst. landen .”

Steuben schnaubte abwertend.

“Haben Sie was zu sagen Felix?” Fuhr McCool ihn an.

Dieser zuckte nur die Schultern und funkelte wütend zurück.

“Ich weiß, Sie hätten Ihr Bataillion gnadenlos durch die Stadt gehetzt und erst beim Golfplatz Beherrschung walten lassen.”

“Die haben hier einen Golfplatz?” Gab der andere Major sich kaltschnäuzig.

Jetzt war es an McCool zu schnauben.

“Also Jungs, wenn Ihr fertig seid einander anzuknurren”, mahnte Garibaldi, “können wir um unsere Soldaten kümmern.”

“George”, sprach Steuben seinen Stellvertreter an, “sehen Sie sich bitte um, wo wir die beiden Bataillione unterbringen können und die Infanterie soll ein paar Mann abstellen, um die Küchencrew seiner Lordschaft zu bewachen, die sollen etwas für die Jungs und Mädels zu Essen machen.”

“Roger Boss.” McKenzie salutierte andeutungsweise und zog los.

“Also Steven, Felix, richten Sie Ihren Damen und Herren Gute Arbeit aus. Das war wirklich exzellent.”

Die beiden Majore nickten kräftig und wirkten einen Moment wie kleine Jungs. Auch wenn Alessandro Garibaldi keine fünf Jahre älter war als einer der beiden, fühlte er sich in solchen Momenten wie ein stolzer Vater.

“Ach und Felix”, der Colonel stützte sich mit den Händen, “nehmen Sie Ihre verdammten Stiefel von meinen neuen Schreibtisch!”

Er nahm mit einem frechen Schmunzeln seinen Worten die Schärfe.

Steuben hingegen starrten ihn einen Augenblick verdutzt an: “Ihr Schreibtisch? Ich habe ihn zuerst gefunden.”

“Mein lieber Major, über die Verteilung der Kriegsbeute bestimme immer noch ich.”

“Also Skipper, das ist jetzt nicht wirklich fair. Das sollten wir zumindest ganz ehrlich ausgolfen.”

“Ausgolfen, wir beide? Soll das ein Scherz sein?”

Der Kommandant des zweiten Mechbataillions setzte eine Unschuldsmine auf.

“Was Spielen Sie im Regelfall? Paar*?” Harkte Garibaldi nach.

“Naja, so in etwa, warum?” Antwortete Steuben.

“Also damit ich Sie richtig verstehe”, auch Garibaldi konnte nicht ganz ernst bleiben, “ich soll also in einer Sportart um einen Schreibtisch, der eh schon mir gehört, gegen Sie spielen, in der Sie um ein vielfaches besser sind als ich?”

“Also Colonel, so wie Sie das ausdrücken, klingt das in der Tat doch etwas unfair.”

“Na los Felix, sehen Sie zu, dass Sie Land bekommen.”

Herrschaftspalast von San Martin

New Montenegro drei Tage nach dem Angriff des Freicorps

Die Mittagssonne brannte auf den Vorhof und hob die verbrannten Ruinen der Palastnebengebäude hervor.

Hinter ihrem Kommandanten waren die Offiziere des Freicorps angetreten. Die Hell-

*Paar: Score beim Golfen und bedeutet, dass ein Spieler exakt die festgelegte Anzahl an Schlägen für den Platz braucht.

und Dunkelgraue Paradeuniform war schneidig geschnitten. Die hellere Hose steckte tief in blank gewichsten Kavalleriestiefeln, die dunklere Husarenjacke war bis zum Stehkragen geschlossen.

Jeder, der sich mit den Rangabzeichen der Davionstreitkräfte auskannte, musste sofort erkennen, dass die Offiziere hinter Garibaldi hauptsächlich Subalternoffiziere und somit nur Dekoration waren.

Seine wichtigsten Offiziere hatte der altgediente Söldner jetzt an Schlüsselpositionen sitzen als Kommandanten der Überwachungstruppen und der Reaktionseinheit.

Begleitet von zwei Infanteristen betrat Ricardo Yu den Vorplatz.

Der ehemalige Marquis des Planeten guckte sich unbehaglich um, als er neben Garibaldi stehen blieb.

“Wollen wir Mylord?” Der Söldnerführer streckte sich würdevoll.

“Tja, da wohl nicht in den nächsten Minuten noch von irgendwem unbekannten die Situation gerettet wird …” Yu zuckte die Schultern.

“Wir sind nicht im Holovid Mylord.”

Yu setzte sich in Bewegung und marschierte direkt zum Rednerpult.

Er hielt kurz inne und ließ das Blitzlichtgewitter über sich ergehen, ehe er begann: “Sehr verehrte Damen und Herren, wie Ihnen allen bekannt ist, wurde unsere schöne Heimat vor drei Tagen in den Strudel der Gewalt einer Invasion hineingerissen.

Nach erbitterten Kämpfen wurden unseren heldenhaften Verteidiger geschlagen und ich sehe mich gezwungen offizielle zu Kapitulieren und zugunsten meines Cousins Ramon Yu, den Auftraggeber des Freicorps Garibaldi zurückzutreten.

Im Gegenzug hat sich Colonel Garibaldi persönlich verpflichtet jedwelche Repressalien durch seine Truppen oder irgendwelche Briganten zu unterbinden und zu bekämpfen.

Um Zuge der Kapitulation meiner Regierung fordere ich alle Truppen, die noch in Freiheit sind auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben.

Colonel Garibaldi hat mir versichert, dass die geltenden Kriegskonventionen ohne Ausnahme eingehalten werden.

Ich fordere alle auf, mit dem Freicorps Garibaldi, welches als offizielle Truppe seiner Exzellenz Marquis Ramon Yu fungiert, zu kooperieren und den Anweisungen der Söldner folge zu leisten.

Gott behüte Sie alle.”

Der ehemalige planetare Herrscher trat vom Rednerpult zurück und tauschte ein Nicken mit Garibaldi aus.

“Sehr verehrte Bürger von San Martin”, begann Garibaldi als er ans Pult getreten war, “ich bin Alessandro Garibaldi, Colonel und Kommandeur des Freicorps Garibaldi. Zutiefst bedaure ich, sollte unsere Ankunft schwerwiegende Auswirkungen auf Ihr Leben auf diesen Planeten haben.

Auch bedaure ich das Blutvergießen, welches dem Machtwechsel vorangegangen ist.

Ich versichere Ihnen, dass wir so schnell wie möglich den normalen Alltag wieder herzustellen. In den nächsten Tagen werden die regulären Polizeikräfte wieder den Dienst aufnehmen. Auf die Verhängung des Kriegsrechts wollen wir verzichten.

Ich möchte Sie alle bitten, tagsüber die Rundfunk- oder Holovidgeräte eingeschaltet zu lassen.”

Der Söldnerkommandeur blickte noch einmal fest in die Holocams.

“Hiermit fordere ich alle noch auf San Martin stehenden Söldnertruppen, sich uns zu ergeben. Gemäß den geltenden Bestimmungen des Söldnergewerbes werden Sie samt Ihrer vollständigen Ausrüstung nach Outreach repartiert.”

El Madre-Gebirge

San Martin

“… nach Outreach repartiert.”

Alex Harbin hätte den Holovid-Empfänger am liebsten durch die Gegend geworfen.

Der junge Captain hatte es geschafft sieben, ganze sieben Ranger-Mechs aus der Stadt herauszuschaffen.

Somit waren nur noch neunzehne Mechs der Rangers auf freien Fuß. Seine gemischte Truppe aus den Kompanien A, C und D der Rangers und Hansons Baker Kompanie, die bei der Klondyke-Mine Stationiert war.

Dazu kamen noch ein Mech der San Martinesischen Garde sowie eine Hand voll Panzer und ein paar requirierte Lkws voll gestopft mit Infanteristen.

“Dieser verdammte Feigling! Was glaubt er sich eigentlich, lässt erst seine Leute zum verrecken antreten und schwenkt dann die weißen Fahne.” Alex spukte aus.

Die um ihn herumstehenden Gardisten sahen betrübt drein.

“Dann ist der Krieg jetzt zu Ende?” Wollte in junger Panzerfahrer wissen. Hoffnung kehrte in die anderen Soldaten zurück.

Harbin hätte sich am liebsten übergeben und Blickte zu Sergeant Homer Wilson, dem einzigen Überlebenden neben Alex aus dessen Kompanie C.

Der grobschlächtige Mann trat zwischen die Panzerfahrer der Garde und rammten dem Jüngling die Fast in die Magengrube.

Dieser klappte wie ein Taschenmesser zusammen.

“Okay Ihr Wochenendsoldaten hört mal genau zu: Das bisschen Geballer, was Ihr Euch mit dem Freicorps geliefert habt, kann man nur mit viel Wohlwollen als Gefecht, höchstens als Scharmützel bezeichnen. Aber wir sind noch lange nicht aus dem Spiel.”

“Ihr habt Euch aber auch nicht besser geschlagen.” Nuschelte ein anderer Gardist.

“Ach meinst Du, die sind mit zwei Bataillione auf uns los und ihrem ersten haben wir ganz schön eingeheizt.” Der Sarge schlug dem Nuschler eher freundschaftlich hinten auf den Helm. “Bei Klondyke haben wir eine weitere Kompanie. Die Chevaliers de Vernier sind noch in voller Stärke vorhanden. Mit Carters Comandos haben wir ein starkes Infanteriekommando und Nagumos Volunteers können auch noch etwas Kampfkraft ins Feld führen.”

Alex Harbin brütete derweil. Die Angelegenheit war noch nicht beendet. Diese Schweine hatten seine Freunde getötet und von seiner Mutter hatte er seit Beginn der Kampfhandlungen nichts mehr gehört. Wenn ihr was passiert war …

Fortsetzung hier.

Ein Gedanke zu „Im Schatten des Krieges – Teil II.

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